Waldbrand-Management auf der Alpennordseite
- Wyss Academy
- 13. Sept. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Feb.
HUB BERN | Projekt AWN-1
Unser Ziel:
Der Kanton Bern verfügt über ein umfassendes, der Klimaveränderung angepasstes Risikomanagement, um Waldbrände zu verhindern und – im Ereignisfall – zu bekämpfen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten wir im Projekt mit Partner*innen, unterschiedlichen Interessengruppen und mit der Bevölkerung zusammen. Die Lösungen, die wir erarbeiten, sind abgestimmt auf die lokalen Bedürfnisse, werden im Feld getestet und basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Darum geht es:
Grössere Waldbrände waren auf der Alpennordseite bisher relativ selten. Infolge der Klimaveränderung sind sie heute und in Zukunft jedoch häufiger zu erwarten. Die Wyss Academy for Nature und das Amt für Wald und Naturgefahren des Kantons Bern gehen der Frage nach, wie sich die Gefahr und das Risiko von Waldbränden auf der Alpennordseite mittel- und langfristig entwickeln werden. Ebenfalls erarbeiten wir, wie die zuständigen Akteur*innen mit den zunehmenden Waldbrandrisiken effizient umgehen können. Um die Auswirkungen von Waldbränden auf die Landnutzung, die Biodiversität und das Naturgefahrenmanagement möglichst gering zu halten, nutzen wir Erfahrungen und Erkenntnisse aus Regionen der Alpensüdseite und des Mittelmeerraums und passen sie an die spezifischen Verhältnisse im Kanton Bern und auf der Alpennordseite an.
In der ersten Projektphase bis Mitte 2024 wurden in erster Linie Wissensgrundlagen erarbeitet. Die Ergebnisse liegen vor, ein Abschlussbericht ist aktuell in Arbeit. Einige Resultate werden bereits jetzt im Amt für Wald und Naturgefahren angewendet, andere werden in der zweiten, umsetzungsorientierten Projektphase in Wert gesetzt. Konkret sollen spezifische Methoden und Instrumente entwickelt, mit Akteur*innen und Partner*innen getestet und in die Praxis überführt werden.
Die wichtigsten Inhalte und Erkenntnisse aus der ersten Projektphase:
Im Modul «Wald» wurde die Brandanfälligkeit, das Brandverhalten und die Wiederstandsfähigkeit des Ökosystems Wald im Kanton Bern und auf der Alpennordseite untersucht. Zudem wurde die Dynamik von Beständen nach einem Waldbrand, sowie die Erosions- und Rutschanfälligkeit auf Waldbrandflächen erforscht. Die ermittelten Kennwerte konnten mit einem Entscheidverfahren für Massnahmen nach einem Waldbrand auf der Waldbrandfläche in Meiringen (Ereignis vom Mai 2022) erstmals getestet werden. Dieses Instrument ist aktuell noch in Entwicklung. In der zweiten Phase soll aus diesen Resultaten eine allgemeine Praxishilfe für Schutzwälder auf der Alpennordseite erarbeitet werden.
Die Grundlagen zur Gefahrenbeurteilung und Risikoklassierung für den ganzen Kanton und die Alpennordseite wurden im Modul «Gefahr und Risiko» weiterentwickelt. Beispielsweise wurden der Einfluss der Windsysteme Föhn und Bise auf die Waldbrandgefahr bestimmt, die Nutzung von Bodenfeuchtedaten bestehender Messreihen geprüft und ein Rasterdatensatz bereitgestellt, der die Beurteilung des Waldbrandrisikos in Vergangenheit und Gegenwart ermöglicht. Auf dieser Grundlage kann das bestehende Instrument des Kantons zur Beurteilung der Waldbrandgefahr erweitert und verbessert werden, was die Zuverlässigkeit der Gefahren- und Risikobeurteilung erhöht. Die Umsetzung der Ergebnisse und die Validierung der praktischen Anwendbarkeit anhand von Feldmessungen starteten 2024.
Im Modul «Wahrnehmung und Kommunikation» wurden bestehende Instrumente und Präventionsmassnahmen des Kantons (Schulungen, laufende Gefahrenbeurteilung, Öffentlichkeitsarbeit, Feuerverbote) evaluiert und Empfehlungen abgeleitet. Das Ziel dabei war, die Prävention und die zielgruppenspezifische Kommunikation zu optimieren. Die Ergebnisse einer breit angelegten Umfrage im Kanton Bern zu Risikowahrnehmung und -verhalten werden genutzt, um nun in den Hotspot-Regionen Jurasüdfuss, Sonnseite Thuner-/Brienzersee oder Föhntäler im Berner Oberland konkrete Kommunikationsmassnahmen zu entwickeln und zu testen. Diese Arbeiten erfolgen in Zusammenarbeit mit lokalen Partner*innen wie Gemeinden, Feuerwehren und Förster*innen. Die Umsetzung weiterer Empfehlungen wie beispielsweise der Integration des Waldbrandthemas in die forst- und landwirtschaftliche Ausbildung wird geprüft. Weitere Informationen
Waldbrand (Webseite des Kantons Bern)
Waldbrandgefahr auf der Alpennordseite: Wahrnehmung und Kommunikation (Webseite des Centre for Development and Environment CDE)
Modul Wald (Webseite der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL)

In Zusammenarbeit mit:
Amt für Wald und Naturgefahren (AWN) des Kantons Bern
Status: Laufendes Projekt
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